900 Hektar wertvolles, stadtnahes Ackerland zerstört, und kein Ende des Wachstums in Sicht: Das neue grün-rote Bündnis im Rathaus will im Norden offenbar doch wieder die sog. ’städtebauliche Entwicklungsmaßnahme‘ anwenden und Wohn- und Gewerbebauten, Straßen, Kitas, Supermärkte, Straßen für Zehntausende errichten. SZ vom 27.05.2020 hier…
Ein ökologischer Wahnsinn – für nichts und wieder nichts, denn so wird der Wohnungsmangel nicht bekämpft, solange zugleich die Nachfrage von außen nach Wohn- und Gewerbeflächen weiter angeheizt wird – während andere Regionen im Land ausbluten. Die Zerstörung von Natur, landwirtschaftlichen Flächen und gewachsenen Strukturen in Münchner Stadtbezirken mit teils noch dörflichem Charakter wird in Kauf genommen.
„Die bisherigen Vorarbeiten für die Entwicklung des Gebiets im Norden werden beschleunigt weiterverfolgt“, besagt der Koalitionsvertrag von Grünen und SPD im Münchner Rathaus. Im Nordosten von Bogenhausen wollen Grüne und SPD weitere 30 000 Einwohner ansiedeln.
Ausgerechnet die Grünen, denen man eigentlich das Thema Umweltschutz zurechnet, sind dabei eine treibende Kraft. SZ: „Um eine politische Wiederbelebung des Projekts hatten die Grünen sich bereits vergangenen Oktober im Stadtrat bemüht, waren damit allerdings gescheitert.“
Der Artikel macht auch auf die Haltung der München-Liste aufmerksam: „Schon Wochen vor der ersten BA-Sitzung äußerte sich die München-Liste ablehnend zum Thema Bebauung: ‚Wir kritisieren, dass die neue Koalition (im Rathaus) die sogenannte städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Münchner Nordosten sowie eine großflächige Bebauung für Zehntausende Bewohner und Arbeitsplätze im Münchner Norden weiterverfolgen will‘, heißt es in einer Pressemitteilung.“
Die München-Liste hat im Bezirksausschuss (BA) satte zehn Prozent der Stimmen geholt, obwohl die Gruppierung erst 2019 gegründet wurde. In Feldmoching-Hasenbergl koaliert sie mit der lokalen CSU, die den Bauvorhaben ebenfalls kritisch gegenübersteht – anders als die CSU-Stadtratsfraktion.
Die München-Liste und unser Stadtrat Dirk Höpner sagen:
Wir wünschen uns die Erkenntnis bei allen Parteien, dass viel Bauen die Mieten nicht senkt, solange die Schaffung Zehntausender Jobs und der dadurch ausgelöste Zuzug vor allem zahlungskräftiger Arbeitskräfte, die bisherige Mieter verdrängen, angeheizt wird. Hier müsste die Stadt München den Mut aufbringen, sich der übermächtigen, bestens in die Politik hinein vernetzten Immobilien- und Baulobby entgegenzustellen. Die Stadt München sollte bei Freistaat und Bund eine Strukturpolitik einfordern, die schwächere Regionen fördert und München entlastet. Das nimmt Druck von Mieten und Bodenpreisen, und junge Münchnerinnen und Münchner können es wieder leisten, Pflegekraft oder ErzieherIn zu werden.
Eine SEM oder ein ähnliches Riesenprojekt – das ja zur ohnehin massiven Bautätigkeit im Münchner Norden noch dazukäme – wäre ein bequemes, aber fatales ‚Weiter so‘. Unsere Stadt wächst ohne Rücksicht auf die Menschen zu einem Moloch heran, der eines Tages von Augsburg bis Rosenheim reicht.